Als ich vergangene Woche meine persönlichen Podcast-Vorlieben gepostet habe, dachte ich, mir würde weitgehende Zustimmung entgegenschallen. Eine vereinte Front gegen die mäandernden, schlecht zu verstehenden Laber-Runden da draußen – doch weit gefehlt. Obwohl einige Leser gnädig nickten – deutlich vokaler waren diejenigen, die unter dem Beitrag kommentierten und mir freundlich aber direkt sagten, dass ich keine Ahnung habe. Weil ihnen nämlich die chaotischsten und längsten Podcasts die liebsten sind. „Nie wieder habe ich so guten Stoff bekommen“, schrieb LeXLuther über die bis zu acht (!) Stunden dauernden Podcasts von „GameOne“.

Ich fühlte mich erinnert an meinen unrühmlichsten Moment in der ganzen Film-Blogosphäre-Diskussion Anfang des Jahres erinnert, als ich nämlich zwischen „denjenigen, die Film oder Medien ‚gelernt‘ haben, und denen, die einfach gerne Filme sehen“ unterschied und dafür – wahrscheinlich zu recht – von einigen Menschen Gegenwind erhielt. Es stimmt natürlich: Gerade im Bereich Film muss man diese Unterscheidung in der Regel nicht machen. Es geht mir im Grunde auch um etwas anderes, nämlich um Journalismus.

Wann immer ich mit jemandem die Diskussion um den Niedergang der Printmedien, sogenannten Qualitätsjournalismus und die Rolle von Blogs, Twitter und Co führen muss, hole ich – wie viele andere auch – die gleiche Argumentation hervor. Journalismus ist nicht an ein Medium gebunden. Er kann auch in Blogs stattfinden. Beispiele dafür gibt es genug. Ich würde aber noch weiter gehen. Journalismus ist auch nicht unbedingt an einen Beruf gebunden.

Minimaldistanz und Aufbereitung

Die Berufsbezeichnung „Journalist“ ist in Deutschland nicht geschützt und obwohl das manchmal bemängelt wird, weil sich dann jeder Journalist nennen kann, halte ich es für richtig. Denn man muss eben nicht gelernter, diplomierter Journalist sein, um Journalismus zu betreiben. Journalismus ist eine Geisteshaltung, und diese Geisteshaltung besteht für mich aus zwei Komponenten: Dass man sich erstens bemüht, zu den Themen, mit denen man sich beschäftigt, eine Art Minimaldistanz zu bewahren, und zweitens, diese Themen so aufzubereiten, dass auch ein Publikum, das sich weniger mit ihnen beschäftigt hat, als man selbst, einen Zugang dazu findet.

Nur zwei kurze Erläuterungen dazu: „Neutrale“ Berichterstattung ist in der Regel ein Mythos, genauso wie der Anspruch, sich „mit keiner Sache gemein zu machen“, vor allem außerhalb von reinen Nachrichtenkontexten. Wir sind alle nur Menschen. Aber wenn man sich journalistisch mit einem Thema beschäftigen will, sollte man sich zumindest bemühen, einen Sachverhalt nicht nur von einer Seite zu betrachten und seine Quellen realistisch einzuschätzen – mit anderen Worten: Recherche zu betreiben. Und was die Aufbereitung angeht: Nicht jeder Artikel muss für einen absoluten Neuling verständlich sein, sonst gäbe es keinen Fachjournalismus. Aber ein Autor mit journalistischem Anspruch sollte, darauf läuft es eigentlich nur hinaus, sein Publikum im Hinterkopf haben.

Eine Art Code

Beides ist mir immer wichtig gewesen und deswegen bezeichne und fühle ich mich auch weiterhin als Journalist, auch wenn die meisten Einträge in diesem Blog klar eine Meinung vertreten (zu der ich aber in der Regel gekommen bin, nachdem ich ein Thema von mehreren Seiten betrachtet habe) und auch wenn ich – zumindest ab Januar – im Hauptberuf nicht mehr im Journalismus tätig bin (auch wenn ich wahrscheinlich weiterhin ab und zu für Geld Artikel schreiben werde). Für mich ist es einfach selbstverständlich, meine Blogposts, Podcasts etc., so aufzubereiten, dass sie lesbar und hoffentlich auch informativ sind, strukturiert, möglichst auf den Punkt und unter Einbeziehung mehrerer Sichtweisen. Ich bemühe mich zumindest darum.

Und weil das mein Anspruch an mich selbst ist, erhoffe ich ihn mir auch von anderen. Ich liebe einfach guten Journalismus. Auch wenn journalistisch aufbereitete Inhalte zum Teil eine Art Code geworden sind, den man als medienkompetenter Mensch dekodieren kann. Wenn ich Inhalte mit journalistischem Gestus vermittelt bekomme, weiß ich, zum Beispiel, dass ich hier nur einen Ausschnitt aus den Recherchen und aus dem Wissen des Autoren oder der Autorin präsentiert bekomme, der dazu dient, einen bestimmten Sachverhalt zu erläutern. Oder eine bestimmte Geschichte zu erzählen. Nachrichten, Berichte, Artikel lassen sich lesen. Und wenn sie allzu formelhaft geworden ist, lassen sie sich auch persiflieren. Dann ist es meist Zeit für ein Umdenken.

Das Gerede von den Prosumenten

Ich schreibe das alles auf, weil es – wie mich die Podcast-Erfahrung lehrt – anscheinend eine gewisse Zahl an Menschen gibt, die genau das nicht mehr wollen. In Bereichen, in denen sie sich selbst auszukennen glauben, möchten sie Inhalte nicht mehr nach journalistischen Aspekten aufbereitet bekommen, sondern lieber die ungefilterte Unterhaltung genießen. Bei all dem Gerede von „Prosumenten“ und dem aufbrechen der Barrieren zwischen Medien und „The people formerly known as the audience“ wird dieser Aspekt häufig darauf reduziert, dass das Publikum selbst Inhalte produziert. Genauso oft scheint es aber gar nicht darum zu gehen, selbst etwas beizutragen, sondern einfach nur gleichwertig zu rezipieren.

Nehmen wir das Beispiel Filmpodcasts, weil das ganze damit anfing. Ich mag die „Guardian Film Show“ in der drei Filmkritiker des „Guardian“ kurz und knackig die Neustarts der Woche durchsprechen, manchmal garniert mit kurzen Interviews. Oder „Scriptnotes“, bei dem es schon in der Begrüßung heißt, es sei ein Podcast „about screenwriting and things that are interesting to screenwriters“, nicht mehr. Mit den „Celluleuten“ kann ich, so leid es mir tut, nichts anfangen, obwohl ich es mehrfach versucht habe – dort fühle ich mich immer, als würde ich auf einer Party, bei der ich zwar eingeladen wurde aber niemanden kenne, in der Ecke stehen. Andere scheinen den Podcast aber genau deswegen zu mögen. Weil er ungeschönt ist und nicht darauf aus ist, zwanghaft „nützlich“ zu sein.

Das Internet verändert den Zugang zu Informationen so sehr, dass es für jeden Menschen inzwischen Bereiche geben dürfte, wo er Journalisten nicht mehr unbedingt braucht. Egal wie sehr man darauf pochen mag, dass Journalisten wichtig für die Einordnung und Aufbereitung von Themen sind – es war noch nie so einfach, die Journalisten zu umgehen und direkt zum Quellcode vorzudringen. In diesem Fall scheint es so zu sein, dass man gerne mit seinen Kumpels über Filme quatschen will. Man hat aber vielleicht den Film noch nicht gesehen oder die Kumpels haben keine Lust drauf. Warum sollte man sich also eine in, eventuell hochtrabenden, Filmjournalismus gegossene Meinung anhören, wenn man stattdessen einfach seinen Podcast-Kumpels beim Quatschen zuhören kann. Und anschließend in Kommentaren oder sozialen Medien sogar dem Gespräch beitreten kann.

Das Bedienen der Verweigerungshaltung

Neue Content-Transporteure im Netz, Seiten wie „Buzzfeed“, bedienen genau diese – durchaus legitime – Verweigerungshaltung. Sie präsentieren ihre Inhalte zum Teil in Formen, die mehr als alles andere Zugehörigkeitsgefühl und Augenhöhe vermitteln, beispielsweise in Listen. Das heißt nicht, dass sie nicht trotzdem lehrreich sein können, aber sie entstehen völlig ohne journalistischen Impetus – ohne Minimaldistanz und ohne wirkliche Neuaufbereitung und Kontextualisierung der Quellen.

Antje Schrupp definierte vor kurzem in einem Artikel namens „Brauchen wir noch Journalismus?“ wie ich die Recherche als den Schlüsselaspekt, der das eine vom anderen trennt. Journalismus entsteht ihrer Meinung nach dann, wenn der Autor nicht nur das weitergibt, was er ohnehin weiß, sondern sich zusätzlich schlau macht. Ich stehe drauf, wenn ich das Gefühl habe, dass Leute sich zusätzlich schlau gemacht haben, um mir ein möglichst vollständiges Bild eines Sachverhalts zu vermitteln. Aber ich muss irgendwie auch verstehen können, dass man das vielleicht nicht immer will. Auch wenn es mir schwer fällt, das zu akzeptieren, aber: Journalismus ist halt nicht für jeden was.

(Bild: Library of Congress/Flickr Commons)

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Meine Leidenschaft für die deutsche Ausgabe der Zeitschrift „Wired“ ist gut dokumentiert. Obwohl ich glaube, dass das Team insgesamt auf einem guten Weg ist (über die letzte Ausgabe gab es schon gar nicht mehr genug zu meckern für einen eigenen Blogeintrag), ändert das nichts daran, dass mich die deutsche Herangehensweise immer wieder irritiert.

Ein neues Interview mit Chefredakteur Alexander von Streit auf innovations-journalismus.de zeigt auf’s Neue, dass irgendwas bei der Konzeption der deutschen „Wired“ nicht stimmt. Mal ganz abgesehen davon, dass „Wired“ sich soviel ich weiß noch nie als Magazin für „Popkultur“ begriffen hat, wie von Streit behauptet (die US-Ausgabe hat gerade Geburtstag gefeiert und dabei ihre Motivation noch einmal gründlich reflektiert), spricht aus seinen Aussagen die gleiche Mischung aus Überheblichkeit („Was andere Leute als Innovation empfinden, ist für uns manchmal gar nicht mehr so innovativ.“) und daraus resultierender Flachheit, die auch das deutsche Magazin immer wieder durchzieht.

Das Bedürfnis, geil zu sein

Mein persönlicher Eindruck ist nach wie vor, dass die US-„Wired“ von einer genuinen Neugier und Begeisterung aufs Neue und aufs Neuartige im Alten getrieben wird (oder unter Chris Anderson zumindest wurde, Scott Dadich muss sich noch beweisen), und die Autoren nach all den Jahren auch an den richtigen Scharnieren sitzen. In Deutschland, dünkt mich jedoch, wird diese Begeisterung, entgegen allen Aussagen des Chefredakteurs, nach bester New-Economy-Manier nur simuliert bzw. sie verschwindet zur Hälfte hinter dem Bedürfnis, irgendwie geil zu sein. (Und vielleicht auch: den Anzeigenkunden von GQ zu gefallen)

Was mich allerdings am meisten ärgert, ist eine Behauptung, die Thomas Knüwer schon aufgestellt hat, und die Alexander von Streit hier wiederholt:

In der US-„Wired“ sind manche Geschichten noch einmal um die Hälfte länger, aber steigen dabei nicht unbedingt tiefer in die Materie ein. Das liegt eher an der sehr prosaischen Erzählform des amerikanischen Journalismus, die teils redundant immer wieder auf dieselben Aspekte zurückkommt.

Es ist ja eine Sache, so etwas zu behaupten. Und ja, die Texte in der US-„Wired“ sind lang – in bester amerikanischer Tradition von Publikationen wie „New Yorker“, „Atlantic“ oder „Economist“. Aber sind sie wirklich redundant? Und was soll das überhaupt heißen? Ich habe mir mal meine letzte „Wired“-Ausgabe vorgenommen, und von Streits These überprüft.

5000 Wörter

Die vielleicht beste Story des letzten Hefts (das insgesamt nicht eins der besten war), war „Drugstore Cowboy“, über einen Betrüger, der illegale Medikamente über das Internet verkaufte und später gegen Google zum Kronzeugen wurde. Der Artikel hat 5000 Wörter und über 31.000 Zeichen, also gute zehn volle A4-Seiten plus Bilder und Kästen. Der Artikel ist aufgebaut wie ein Spionage-Thriller. Er beginnt mit dem zentralen Wendepunkt der Geschichte, einem Gefangenentransport des Protagonisten David Whitaker, und ragt von dort aus sowohl in die Vergangenheit (illegale Medikamentengeschäfte) als auch in die Zukunft (Kooperation gegen Google).

Autor Jake Pearson hat den Artikel folgendermaßen strukturiert: 1. Eröffnungsszene: Transport. 2. Verhaftung, Kurzprofil der Hauptfigur Whitaker in Blitzlichtern, die man noch nicht ganz deuten kann. 3. Whitaker ersinnt einen Plan, wie er aus der Sache herauskommt. 4. Whitakers Leben, Flucht und Verhaftung. 5. Seitenwechsel: Die Sicht der Behörden auf Whitakers Kollaborations-Angebot. 6. Die Kollaboration, in drei detailreichen Szenen, in die Hintergrundinfos eingestreut werden. 7. Whitakers Entlassung und neues, zweifelhaft ehrliches Leben. 8. Die strafrechtlichen Konsequenzen für Google.

Abgesehen von der Erwähnung der Verhaftung, die später noch einmal aufgegriffen wird, enthält der Artikel keine direkten Redundanzen. Der Prozess der Kollaboration wird sehr detailliert geschildert und dabei werden auch verschiedene Dinge mehrfach erwähnt (die Gestaltung der Seite, um von Google akzeptiert zu werden, beispielsweise).

Gedankenexperiment

Schauen wir uns noch eine zweite Geschichte an. Die Story „Thought Experiment“ über den bevorstehenden Versuch, ein menschliches Gehirn nachzubauen, ist von „Wired“-Veteran Jonathon Keats und etwas kürzer, 4000 Wörter (die im englischen übliche Zähleinheit) und 25.000 Zeichen. Sie beginnt nicht szenisch, sondern mit einem Rückblick auf einen historischen Meilenstein, die Auswirkungen des TED Talks von Henry Markram, um den sich der Rest des Textes dreht.

Hier ist wieder die aufgedröselte Struktur von Keats‘ Text: 1. Der TED-Talk 2. Der Stand heute (an den Ambitionen hat sich nichts geändert) und die Finanzierung der EU. 3. Historischer Abriss der Hirnforschung inklusive aktuellem Stand. 4. Persönliches Treffen mit Markram, Abriss seiner Karriere. 5. Konkrete Beschreibung des Vorhabens inklusive der Zweifel der Gegenseite. 6. Ausblick auf die Möglichkeiten, falls das Experiment gelingt, vorsichtig optimistisches Fazit.

Auch hier werden Aspekte im Text noch einmal aufgegriffen, die im ersten Abschnitt erwähnt werden. Das halte ich aber für eine normale Taktik – die salzigsten Fakten werden erst angeteasert und später im Detail erklärt. Wirkliche Redundanzen, Sachverhalte, die mehrfach erklärt wurden ohne tiefer in die Materie einzudringen, konnte ich in diesem Text nicht finden.

Erzählt werden Geschichten

Das gleiche Beispiel könnte ich an weiteren Artikeln durchexerzieren. Mein Bauchgefühl als Leser von US-Journalismus seit vielen Jahren sagt mir, dass das Ergebnis wahrscheinlich überall etwa gleich aussehen würde. Es gibt vereinzelte Redundanzen bei detaillierten Beschreibungen und es gibt Rückgriffe zur Orientierung innerhalb des langen Artikels. Das ist aber kein definierendes Feature der amerikanischen Form.

Ich glaube viel mehr, dass die Kunst des amerikanischen Longform-Journalismus ist, dass eine gute Geschichte erzählt wird. Die Artikel schrecken nicht davor zurück, narrativ zu sein, voller Szenen und ausführlichen Rückblenden. Erzählt wird mit Spannungsmomenten und Auflösungen, wie ein gutes Drama. Das bedeutet nicht, dass darüber die journalistische Unabhängigkeit verloren geht. Es bedeutet nur, dass man ein bisschen mehr Zeit mitbringen muss, und dafür mit einem mitreißenden Lese-Erlebnis belohnt wird. Im besten Fall. Denn natürlich sind auch im amerikanischen Journalismus, und auch in der „Wired“, Gurken zu finden. (Auch die letzte Titelgeschichte zum Internet of Things ließ zu wünschen übrig.)

Ein nur leicht veraltetes Beispiel

Der deutsche Journalismus kann das, was ich im US-Journalismus so mag, übrigens auch. Wenn er sich traut. Ich lese leider nicht mehr allzuviele deutsche Zeistchriften, aber ich erinnere mich spontan an eine fünf Jahre alte „Spiegel“-Titelgeschichte mit dem Namen „Der Bankraub“ über die Finanzkrise. Sie zieht sich auch über viele Seiten, ist aber eine Wahnsinnslektüre und hat zu recht einige Preise gewonnen. Weil sie gut erzählt ist, und weil sie sich traut, den Leser in die Geschichte hineinzuziehen.

Vielleicht ist es also Zeit, mit überlieferten Weisheiten wie „Longform-Journalismus nach US-Vorbild funktioniert in Deutschland nicht, außerdem ist dort ja sowieso alles total redundant“ Schluss zu machen und einfach mal etwas Neues zu probieren. Schließlich geht es doch in „Wired“ um Innovation. Man muss sie halt auch als solche empfinden.

Über Renommee

7. Juni 2013

Award Ceremony

Mein täglicher Job abseits des Blogs besteht ja zum Teil auch aus dem Schreiben und Redigieren von Pressetexten. Aus dieser Erfahrung heraus enstand vorgestern dieser Tweet:

Für den ich von Ekkehard Knörer hart ins Gericht genommen wurde.

Sicher nicht geholfen hatte, dass ich im ursprünglichen Tweet das Wort „renommiert“ falsch geschrieben hatte. Ich habe Ekkehard in zwei weiteren Tweets versucht zu erklären, was ich meinte (darauf hat er leider nicht mehr reagiert), aber ich dachte, ich schreibe sicherheitshalber auch hier noch einmal etwas dazu.

Hinter dem Ganzen steckt ein grundsätzlicher Gedanke, den vielleicht nicht alle Menschen teilen. Da ich ursprünglich Journalist bin, und – obwohl ich teilweise Aufgaben übernommen habe, die klar der PR zuzurechnen sind – mich auch immer noch so sehe, bin ich der Meinung, dass gute Pressemeldungen so formuliert sein sollten, dass sie Journalisten so gut wie möglich dienen. Extralative des Grauens nutzen niemandem außer dem Ego der Autoren – kein Journalist wird sie ernst nehmen und erst recht nicht für seinen Text übernehmen. Viel sinnvoller (und perfider natürlich und deswegen mitten im Herz der Krise des Agenturtexte-Übernehm-Journalismus) ist es, Pressetexte so zu formulieren, dass sie stimmen und gut klingen, aber trotzdem natürlich genau den Spin tragen, den man vermitteln möchte.

Tiere quälende Nazis

Vielleicht ist es nur mein Training als Nachrichtenjournalist beim epd, aber dort galt das Attribut „renommiert“ als verpönt, weil es an und für sich nichts aussagt. Jeder kann behaupten, dass jemand renommiert ist. Und selbst wenn es stimmt, dass jemand renommiert ist, weiß ich immer noch nicht bei wem oder wofür er oder sie renommiert ist. Die Person könnte für seine Fähigkeit, Tiere zu quälen, renommiert sein, oder bei Nazis. Letzteres ist nicht einmal weit hergeholt, da gerade Bevölkerungsgruppen, die allgemein als gesellschaftlich verurteilenswert gelten, gerne unschuldig aussehende Preise verleihen, um unbedarfte Fachleute in ihren eigenen Kontext zu stellen.

Eine Formulierung wie „der renommierte Regisseur Klaus Klopstock“ enthält aber noch etwas anderes, und zwar ein implizites Hinabblicken des Autoren auf seine Leserschaft. Das ist es auch, was ich im ursprünglichen Tweet ausdrücken wollte – und vielleicht ist es auch ein markantes Merkmal im deutschen Feuilletonsjournalismus generell. Wenn ich einer Person nebenbei das Attribut „renommiert“ verpasse, spalte ich damit meine Lesenden in zwei Lager. Diejenigen, die wissen, wovon ich rede, und sich dadurch gemeinsam mit mir auch als „Wissende“ fühlen können. Und diejenigen, die nicht wussten, dass Klaus Klopstock renommiert ist, und sich durch meine Formulierung also automatisch dümmer fühlen als ich. Da ich Journalismus immer als Dienst am Lesenden begreife, ist also wieder nichts gewonnen. Außer der Förderung von Elitengefühl.

Der berühmte Goethe

Aus meinem Bekanntenkreis ist mir mal die Geschichte eines Brautvaters zugetragen worden, der in seiner Hochzeitsrede (wie wir alle) literarisch gebildet erscheinen wollte, und ihr deswegen das obligatorische Goethe-Zitat voranstellte. Dummerweise leitete er es mit den Worten ein „Wie der berühmte Goethe sagte …“. Darin offenbart sich die umgekehrte Gefahr einer solchen Formulierung: Wenn sowieso jeder weiß, dass eine Person namhaft ist, brauche ich es nicht extra zu erwähnen. Sonst sehe ich nämlich aus wie der Gimpel, der auf sein eigenes besonderes Elitenwissen hinweisen will, das alle anderen als selbstverständlich empfinden.

Renommee sollte also entweder für sich selbst sprechen, oder ich kann es konkreter machen. Eine Möglichkeit wäre, einen Preis zu nennen, den Klaus Klopstock gewonnen hat. Natürlich gibt es auch den immer wieder dummen Fall, gerade in der Filmwelt, aber natürlich auch in der Wissenschaft, dass jemand tatsächlich seit langem in seinem Fachgebiet renommiert ist, aber bei Preisverleihungen immer übersehen wurde. Selbst dann hilft es, wenn man einfach ein paar Informationen hinzufügt. Statt „Der renommierte Regisseur Klaus Klopstock“ zum Beispiel „Der für seine realistische Darstellung niederrheinischer Kugelschreiberfarmen renommierte Regisseur Klaus Klopstock“. So nimmt auch der Leser, der, warum auch immer, Klaus Klopstock noch nicht kannte, etwas mit nach Hause, woran er noch lange Freude hat. Und so hat man auch als PR-Mensch ausnahmsweise etwas Gutes in der Welt getan.

(Bildquelle)

This Is How I Work

14. Mai 2013

Wer gedacht hatte, so ein Blogosphären-Mem würde einfach an mir vorbeiziehen, hat sich deftig geschnitten. Ich habe nur darauf gewartet, dass mir jemand mal diese Fragen stellt.

Bloggerinnen-Typ: Aca-Fan mit Journalismus im Blut

Gerätschaften digital: Seit mittlerweile fast vier Jahren ein MacBook Pro mit 13″-Monitor, dass ich im Zweifelsfall überall mit hinnehmen kann. Seit Herbst letzten Jahrs ein iPhone 5. Ein Samson Meteor Mic zum Podcasten.

Gerätschaften analog: Mein wichtigster Speicher: mein Hirn, Kugelschreiber, ein Moleskine-Notizbuch, dass ich selten benutze, und wenn ich mal Mindmaps und Flussdiagramme zeichnen muss: alles Papier, was sonst gerade zur Hand ist.

Arbeitsweise: Ich versuche, neben meinem Vollzeitjob mindestens einmal die Woche einen interessanten Beitrag zum Film- und Mediengeschehen zu produzieren, allerdings nicht unbedingt orientiert an aktuellen Trends, sondern einfach zu Themen, die mich umtreiben. Früher hatte ich wechselnde andere Ambitionen, aber seit ich das Gefühl habe, ich werde tatsächlich gelesen (also seit meiner Blogosphären-Aktion im Januar) hat es sich im positivsten Sinne darauf zusammengedampft. Dafür sammle ich jetzt auch viel methodischer Ideen, die mir in den unmöglichsten Momenten kommen, und dafür zwinge ich ich jetzt auch mindestens einmal die Woche für zwei bis vier Stunden an den Rechner (zum Schreiben, die Vorarbeit erledige ich meistens on the go, s.u.). Bisher klappt mein Vorhaben ganz gut, ich habe allerdings Angst, dass mir entweder die Ideen ausgehen oder irgendwann niemand mehr was zum Marvel Cinematic Universe lesen möchte.

Welche Tools nutzt du zum Bloggen, Recherchieren und Bookmark-Verwaltung?

Ich wäre völlig aufgeschmissen ohne Netvibes, mein Feedreader/Monitoring-Überallschreibtisch und Pocket, das seit seiner Umbenennung noch viel genialer geworden ist, und alle Artikel verwaltet, die ich nicht sofort lesen kann oder von denen ich ahne, dass ich sie später mal wieder aufgreifen werde. Außerdem die unsortierten Bookmarks des Firefox, um kurz mal was für später zu speichern (dran denken: hinterher das Sternchen wieder wegklicken) und ordentliches Googeln (statt Durchklicken lieber mit Operatoren arbeiten). Meinen Medienmix habe ich in diesem Blog schon einmal aufgeschrieben.

Wo sammelst du deine Blogideen?

In meinem Kopf, in der Notiz-Funktion meines Handys und seit einiger Zeit auch in WordPress-Drafts.

Was ist dein bester Zeitspar-Trick/Shortcut fürs Bloggen/im Internet?

Ich habe keinen. Mein bester Zeitspartrick ist meine bevorzugte Art zu arbeiten, die darin besteht, dass ich mich in der Regel erst hinsetze und losschreibe, wenn ich den Artikel im Kopf (und manchmal auf dem Papier) schon voll durchkonzipiert habe. Dann muss ich weniger vor der Tastatur sitzen und nachdenken.

Benutzt du eine To-Do List-App? Welche?

Die Erinnerungsfunktion des iPhones, die dann ja auch mit meinem Rechner synchronisiert wird. Aber eher für private Erinnerungen. Auch eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen ich tatsächlich Siri benutze – zum Beispiel wenn mir abends im Bett noch etwas einfällt, woran ich am nächsten Morgen auf jeden Fall noch denken muss.

Gibt es neben Telefon und Computer ein Gerät, ohne das du nicht leben kannst?

Ich spare mir die Hinweise auf diverse Geräte in der (Wasch-)küche und sage: nein. Die zwei Geräte zusammen enthalten alles, was ich für den Standardworkflow brauche. Klar, wenn ich Interviews mitschneide, podcaste, Videos drehe etc. brauche ich natürlich mehr. Und ich mag meinen großen Fernseher. Aber ich habe auch lange ohne gelebt.

Gibt es etwas, das du besser kannst als andere?

Es wäre leichter, zu sagen, was ich nicht so gut kann wie andere, und das ist: genau hinsehen und Filme nur aufgrund von Beobachtungen analysieren. Das kann ich lediglich simulieren und deswegen ist aus mir auch nie ein Filmkritiker geworden. Ich bewundere alljene, die Filme mit Worten einfangen und ihre tieferen Bedeutungsschichten freilegen können. Darin bin ich ziemlich mies.

Ich glaube, ich kann einigermaßen komplizierte Dinge ganz gut erklären; ihnen eine menschliche Brücke bauen. Und ich kann ganz gut einen Schritt zurücktreten, das Ganze betrachten, und versuchen, etwas zu finden, was seinen einzelnen Elementen gemein ist. Deswegen schreibe ich solche Analyse-Stücke auch am liebsten – obwohl ich weiß, dass ich damit manchmal ziemlich daneben liege. Was ich auf jeden Fall gut kann, ist, mich für etwas zu begeistern, und diese Begeisterung für mich zu nutzen. Dinge, die ohne eine gewisse Begeisterung stattfinden, mag ich nicht.

Was begleitet dich musikalisch beim Bloggen?

Wenn ich wirklich analytisch und sprachlich denken muss, nichts. Vor allem nichts mit Gesang. Wenn ich, so wie jetzt gerade, nur eigene Gefühle aufs Blatt bringen muss, darf ein bisschen was Instrumentales laufen, gerne Postrock oder Ähnliches. Im Moment läuft The American Dollar.

Wie ist dein Schlafrhythmus – Eule oder Nachtigall?

Hauptsache regelmäßig. Und mehr als sieben Stunden pro Sitzung (Liegung?). Wenn ich genug geschlafen habe, habe ich kein Problem damit, früh aufzustehen. Und ich mag es, in den frühen Morgenstunden unterwegs zu sein. Mehr, als erst mittags durch die Gegend zu zombien.

Eher introvertiert oder extrovertiert?

Eindeutig extrovertiert. Hätte ich sonst diese Fragen mit Freude beantwortet? Aber ich habe das Gefühl, dass ich das inzwischen ganz gut im Griff habe.

Wer sollte diese Fragen auch beantworten?

Sascha, Denis, Sidney, Christian und Maria.

Der beste Rat, den du je bekommen hast?

Ich hatte viele tolle Förderer und Ratgeber auf meinem Arbeits- und Lebensweg, aber ich kann mich kaum an einzelne Ratschläge erinnern. Aus der jüngeren Vergangenheit ist mir nichts so sehr in Erinnerung geblieben wie Neil Gaimans Rede an der University of the Arts im vergangenen Jahr. Zu dem Bild von dem Berg, auf den man immer weiter zugehen sollte, auch wenn man Gelegengheit bekommt, sich abzuwenden, kehre ich immer wieder zurück, wenn ich unzufrieden bin. Außerdem zu seiner Gleichung, dass man in Kreativberufen pünktlich, nett und qualitativ hochwertig sein muss – und das zwei von drei Eigenschaften genügen (vollkommen ohne falsche Bescheidenheit: ich glaube, ich bin der Typus pünktlich und nett, siehe oben, „was andere besser können“).

Noch irgendwas wichtiges?

Ich liebe das, was ich hier tue, obwohl ich damit direkt kein Geld verdiene. Ich liebe es, dass andere Leute ihre Bloggerei lieben. Ich ärgere mich jedes Mal, wenn die teilweise großartige Arbeit, die von Leuten in ihrer Freizeit in ihren Blogs geleistet wird, als minderwertig abgekanzelt wird. Und deswegen ist es mir so wichtig, dass die Blogger zusammenhalten und sich gegenseitig Mut machen. Und deswegen ist mir auch diese Film-Blogosphären-Kiste, die schon einige erstaunliche Blüten getrieben hat (dazu in ein paar Monaten mal mehr), weiterhin ein Anliegen.

Mind over Meta!

Ulrike Langers Keynote beim Deutschen Fachjournalisten-Kongress fasst angenehm kompakt zusammen, wie die Propheten des neuen Journalismus-Zeitalters, an ihrer Spitze natürlich Jeff Jarvis, die Zukunft von eben diesem Journalismus sehen.

Egal wie konkret Langer ihre Thesen und Taktiken bereits belegen kann, ein Journalismus, der im Großen und Ganzen diesen Kriterien entspricht bleibt derzeit noch eine Utopie. Denn obwohl Langers Impulse nach einfachen Handlungsanweisungen klingen, verlangen Sie auch ein deutliches Umdenken von Journalismus als Prinzip.

Sieht man von den ersten beiden Punkten in Langers Keynote ab, deren Inhalt inzwischen eigentlich als Binsenweisheit gelten sollte („Holen Sie das Beste aus … Raus“ möchte man doch jedem zurufen, egal was er tut) , verlangt sie von Journalisten im Grunde, sich in ihrer Arbeitsweise stärker an wissenschaftlichem Arbeiten zu orientieren.

Es wundert mich, dass ich diesen Vergleich noch nirgendwo sonst gelesen habe. Wissenschaftler sind es gewohnt, sich auf ein sehr genaues Feld zu spezialisieren („Tu was du am besten kannst“) und ihre Arbeit auf die Erkenntnisse anderer aufzubauen, und deren Arbeit in ihrer eigenen ausführlich zu zitieren oder darauf zu verweisen („und verlinke den Rest“). Sie sind es gewohnt, ihre Messdaten zu veröffentlichen, damit die Ergebnisse überprüfbar sind und eventuell sogar in weiteren Studien weiterverwendet werden können („Lassen Sie die Nutzer an ihre Rohdaten ran“). Und Sie begreifen sich mit ihrer Arbeit als Teil eines fortschreitenden Prozesses, der auf vorhergehenden Ergebnissen beruht und auf den weitere Ergebnisse (wahrscheinlich von anderen Wissenschaftlern) folgen werden („Begreifen Sie Journalismus nicht als fertiges Endprodukt, sondern als Prozess, den Sie gemeinsam mit Ihren Nutzern gestalten“).

Da Journalisten in der Regel nicht nur nach der graduellen Wahrheit von Wissenschaft streben, sondern auch nach Schönheit („Gute Geschichten erzählen“) und Profit, habe ich zumindest ein gewisses Verständnis dafür, dass Sie den neuen Entwicklungen manchmal ein bisschen skeptisch gegenüberstehen.

Hinkt der Vergleich? Sicher ist für mich jedenfalls, ebenso wie für Ulrike Langer, dass die Journalisten der Zukunft ein anderes Verständnis von ihrem Beruf haben müssen, als das bisher der Fall war. Allein schon deswegen, weil sie stärker in der Lage sein müssen, ihre Erkenntnisse zu verteidigen – genau wie Wissenschaftler.

Worte zur Wochenmitte

19. Mai 2010

Journalismus ist keine exklusive Profession mehr. Journalismus ist zu einer Aktivität geworden, die nur noch von einer Minderheit professionell ausgeübt wird. Ob ein Journalist professionell ist, bemisst sich nicht mehr daran, ob er mit seiner Arbeit Geld verdient, sondern allein daran, ob er professionelle Standards einhält, etwa in der Sorgfalt und Fairness seiner Recherche und der Qualität seiner Sprache.

Wolfgang Blau , sueddeutsche.de
// Es geht erstaunlich gut

Worte zur Wochenmitte

5. Mai 2010

Irgendein Amateur hätte das Handyfoto vermutlich einfach bei Twitpic hochgeladen mit der Unterschrift: „Heute am Kemnader See Baumstamm Krokodil entdeckt”. Oder als Leserfoto an „Bild” geschickt, die nach eingehender Prüfung festgestellt hätten, dass es sich nicht um ein Krokodil handelt, sondern ein Alien.

Stefan Niggemeier , stefan-niggemeier.de
// Journalisten machen Kemnader See unsicher

Wir leben in Deutschland, nicht in Syrien. Das bedauere ich bisweilen, wenn ich aufs Wetter schaue, aber ich hatte schon das Vergnügen, in Damaskus mit Journalisten zu arbeiten und kann sagen: Deutschland ist ein Paradies im Vergleich zu Syrien, wenn es um die negative Pressefreiheit geht.

Matthias Spielkamp , kress.de
// „Journalisten nicht wie Bittsteller behandeln“

They’re calling it „social micropayments,“ which has people mentioning Scott McCloud and Penny Arcade and old arguments long since passed by. I think this is unfortunate, because not only isn’t this a micropayment system, it does the concept of micropayments a disservice.

Eric Alfred Burns , Websnark
// By the way? The Soonr™ web services ending in ‚r‘ stop dropping the ‚e‘ before that r, the Bettr™.

Pulling off a wish like this one required a big story, and a lot of heart. And so, with a note of panic in his voice, Spider-Man explained the dilemma: „Dr. Dark“ and „Blackout Boy“ had imprisoned the Seattle Sounders in a locker room at Qwest Field. Only Electron Boy could free them.

Katherine Long , Seattle Times
// Local boy with cancer turns into a superhero for a day

Worte zur Wochenmitte

28. April 2010

Zwei Funktionen von Journalismus kommen im Netz zu kurz. Internetpublizistik ist vom Prinzip her lustgetrieben: Wer Spaß hat, über ein Thema zu schreiben, tut das, wenn er keine Lust mehr hat, hört er auf. Und wenn gerade andere Dinge wichtiger sind, sind andere Dinge eben wichtiger. Was dem professionellen Journalismus deshalb ein Alleinstellungsmerkmal verschaffen könnte, sind Recherchen, die lästig sind, die lange dauern, die Geld kosten und Nerven – also mehr als nur erste Gedanken. Ein zweites Alleinstellungsmerkmal wäre die absolut verlässliche Unabhängigkeit der Informationen. Denn auch da hat das Netz Schwächen.

Eva-Maria Schnurr , der Freitag
// Wie der Blauflossenthunfisch

[I]t is claimed that the directive to ban English acronyms was actually issued by the almighty State Administration of Radio, Film, and Television. The supreme irony is that this powerful agency of the PRC (!) government is known everywhere as SARFT! That’s certainly a lot easier to write than 国家广播电影电视总局 Guójiā Guǎngbō Diànyǐng Diànshì Zǒngjú!

Victor Mair , Language Log
// A Ban on Roman Letter Acronyms?

We’re not going to pay you for fixing our sink – but we will tell our neighbors what a great job you did

Tom Tomorrow , This Modern World
// If real life were more like the Internet
[via The Film Doctor]

It’s not hard to imagine a near future when a movie opens simultaneously on the global market to satisfy its most devoted public before moving in a very few weeks to DVD, VOD, iTunes, and other digital platforms. It then snuggles into hundreds of thousands of hard drives around the world, ready to be awakened when somebody feels the urge to watch. These seem to be the two poles we’re moving toward: the brief big-screen shotgun blast, and the limbo of everlasting virtual access. You can argue that the very success of home video, cable, and the internet have irredeemably cheapened our sense of a movie’s identity.

David Bordwell , Observations on film art
// Festival as repertory

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