Photograph of Navy Archives Personnel Bess Glenn,1942

„But old clothes are beastly,“ continued the untiring whisper. „We always throw away old clothes. Ending is better than mending,
ending is better than mending, ending is better …“
– Aldous Huxley, Brave New World

Ich tue mich manchmal schwer damit, zu beurteilen, wieviel von der Diskussion um geplante Obsoleszenz auf realen Geschäftspraktiken basiert, und wieviel antikapitalistische Agitation darin steckt. Ich kann mir, naiv wie ich bin, so schwer vorstellen, dass ein Ingenieur tatsächlich ein Produkt bauen würde, dass zu einem festgelegten Zeitpunkt kaputt geht. Allerdings machen Modezyklen, Weiterentwicklungen im Technikbereich sowie das Einstellen von Unterstützung (technisch und personell) für ältere Modelle regelmäßige Obsoleszenz auch ohne Schlaferziehung zu einer De-Facto-Realität in unserer Brave New World. Wir sind es generell gesprochen gewohnt, Neues zu erwarten (und zu kaufen), statt Altes zu pflegen und zur reparieren.

In meiner Beschäftigung mit dem digitalen Wandel in der Filmindustrie bin ich inzwischen zu der Erkenntnis gekommen, dass weder die Produktion noch die Distribution von Filmen der wahre Prüfstein für die Film-vs-Digital-Frage sind. In beiden Fällen sind inzwischen einfach Tatsachen geschaffen worden. Es werden nur noch wenig Filmmaterialien und noch weniger Film-Kameras hergestellt, was das Drehen auf Film automatisch zur Sonder- statt zur Standardoption werden lässt, und – wie Gerold Marks erst vor ein paar Tagen aufgeschrieben hat – im Kino diktieren die Verleiher das kommende Aus des analogen Films. Zurückrudern ist da quasi unmöglich.

Film-Archivierung ist der wahre Prüfstein

Die größte Frage im Filmbereich angesichts der Digitalisierng ist vielmehr die der Archivierung. Es lohnt sich, David Bordwells Blogeintrag vom Februar 2012 einmal ganz durchzulesen, um einen recht detaillierten Einblick in die Herausforderungen des Themas zu bekommen. Und obwohl dieses große Thema scheinbar im Hintergrund abläuft, wo es niemand beachtet, ploppt die Frage des „Was heben wir auf, was werfen wir weg, und wie sorgen wir dafür, dass das, was wir aufheben wollen, auch aufgehoben bleibt?“ immer wieder in unterschiedlichsten Kontexten auf – beispielsweis im jüngsten Kerfuffle rund um die Jodorowsky-Retrospektive auf dem Filmfest München.

Ich ertappe mich in diesem Kontext dabei wie ich, obwohl ich sonst doch immer so ein Freund und Verteidiger des Digitalen bin, dafür plädiere, nicht jede verdammte Datei aufzuheben, sondern analoge Kopien auf ein haltbares Material zu bannen und irgendwo zu vergraben. Fertig. Der Bordwell-Artikel zeigt, dass es in Wirklichkeit nicht um eine simple Entweder-Oder-Entscheidung geht, aber ganz pauschal gesprochen erscheint es mir wie der einzig sinnvolle Weg. Auch wenn dabei Informationen verloren gehen.

Die Suggestion des Digitalen

Anhand dieses Sachverhalts lässt sich die oben erwähnte Frage aber auch noch einmal grundsätzlicher angehen. Denn die digitale Welt, wie sie derzeit diskutiert wird, suggeriert uns auf perfide Weise, dass wir beide Seiten einer Medaille gleichzeitig haben können: Die Demokratisierung und Unmittelbarkeit von Kunst und Information – eine unendliche Welt von Daten jederzeit zum Greifen nah – einerseits, und eine endlose Abspeicherung alles Vergangenen andererseits. Mit anderen Worten: Jeder kann alles jederzeit schaffen – und außerdem geht nichts davon verloren. Aber das kann nur ein Trugschluss sein. Und noch mehr: das sollte es auch.

Der Gedanke kam mir eigentlich beim Beobachten der „Gegenseite“, der Digitalisierungs-Skeptiker. Ich weiß nicht einmal, ob es stimmt, aber ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es die gleichen Menschen sind, die sich einerseits beschweren, dass in unserer zersplitterten Kulturlandschaft nichts mehr von Dauer produziert wird (siehe oben: geplante Obsoleszenz), dass wir keine Monokultur mehr haben, die einen kulturellen Dialog bestimmt und dass das Internet als Informationsmaschine zu einem „Archive Overload“ führen kann, weil alles auf Knopfdruck verfügbar ist (siehe, wie so oft, Simon Reynolds). Die sich aber andererseits ärgern, wenn nicht alles aufgehoben wird und manche Werke eines Künstlers im Zweifelsfall nur noch in schlechter Qualität vorhanden sind (siehe Jodorowsky und dieser Artikel von Lukas Foerster, der mich zu dieser Abhandlung ursprünglich inspiriert hat).

Fürchterliches Essen, winzige Portionen

Der Kulturpessimismus scheint sich also gleichzeitig gegen beide Aspekte zu richten und formt ein wunderschönes Paradoxon: Wir produzieren viel mehr, als wir konsumieren können, und dann können wir es nicht einmal alles aufheben. (Im Grunde eine Variation eines alten Woody-Allen-Bonmots – das Essen ist so fürchterlich, und die Portionen sind auch noch winzig.) Das gleiche Phänomen kann man sogar in der Politik beobachten, wenn gleichzeitig das „Recht, vergessen zu werden“ skandiert wird, während die Vorratsdatenspeicherung voran getrieben wird.

Aber auch wenn man in die andere Richtung argumentieren will, muss man sich anscheinend entscheiden. Wer für das bewusste Vergessen plädiert, wie ich es hier tue, befördert damit direkt eine oftmals ungünstige Kanonisierung und ein Unter-den-Tisch-Fallen der Peripherie. Dabei denke ich noch nicht einmal an Minoritäten-Kulturen, obwohl ich das sollte. Ich denke eher: Einer meiner absoluten Lieblingsfilme ist Jean Cocteaus Le Testament d’Orphée, der in seinem Werk allerdings eine vernachlässigbare Nebenrolle neben seinem Vorgänger Orphée einnimmt. Welcher Film würde wohl archiviert, wenn man sich entscheiden müsste?

Die kulturelle Ausnahme

Und dennoch: Obwohl ich – allein schon aus Umweltbewusstsein – nicht dafür sein kann, dass stoffliche Dinge ständig veralten und entsorgt werden (um dann irgendwo endlos vor sich hin zu rotten) und deshalb zum Beispiel Bewegungen wie die „Fixer“ begrüße (auch weil ich selbst handwerklich zu nichts zu gebrauchen bin), so will ich doch dafür einstehen, dass es okay ist, wenn kulturelle Erzeugnisse teilweise in Vergessenheit geraten. Die kulturelle Ausnahme auch hier, sozusagen. Wir müssen lernen, Kultur (zum Teil) wegzuwerfen und nicht zu archivieren. Flüchtigkeit zu begrüßen, wie es Teenager mit Apps wie Snapchat auch bereits tun. In der Musik haben Live-Auftritte längst Albumkäufen den Rang abgelaufen, eben weil sie (allen Handymitschnitten zum Trotz) nicht völlig archivierbar sind. Und steckt in dieser Überlegung nicht auch die Rettung des Kinobesuchs?

Das beste Argument dafür, nicht alles eindeutig und in bester Qualität zu archivieren und zu katalogisieren, ist, dass künftige Generationen schließlich auch noch etwas zu dechiffrieren haben sollten. Wenn wir ihnen nur ein unvollständiges Zeugnis unserer Zeit zurücklassen, laufen wir zwar Gefahr, dass sie auch unsere Fehler wiederholen, doch eine verzerrte Wahrnehmung kann auch inspirieren. Komplette Kulturbewegungen, etwa die Renaissance, entstammen einer verzerrten Wahrnehmung der Vergangenheit. Wäre der Aufbruch genauso energisch verlaufen, wenn nicht nur die besten Ideen aus der Antike überlebt hätte? Oder steckt in diesem Gedanken die konservativ-gruselige Implikation, dass wir ein „früher war alles besser“ brauchen, um ein Ideal zu haben, nach dem wir streben können?

Was bei mir bleibt, ist der Gedanke, dass wenn ich mich entscheiden müsste zwischen der Reduktion von Vielfalt und der Reduktion von Archivierung, würde ich wahrscheinlich immer die Reduktion von Archivierung wählen. Ich frage mich, ob mir das digitale Zeitalter langfristig Recht geben wird.

Bild: Flickr Commons

© 2013 Concorde Filmverleih GmbH

Die skeptischen Blicke sind gerechtfertigt

In seinem Interviewband, der gerade unter dem Titel Creating Wonder neu erschienen ist (mehr dazu hoffentlich bald hier), beschreibt Danny Boyle die einzige Änderung, die er vorschlug, als ihm das Drehbuch zu seinem späteren Debütfilm Shallow Grave vorlag. Am Ende (Achtung, Spoiler) sollte der Film die Erwartung des Publikums noch ein letztes Mal unterwandern. Wenn jeder denkt, dass Kerry Fox mit dem Geld abgehauen ist, sollte sich herausstellen, dass Ewan McGregor diesen Schritt vorhergesehen hatte. Die Entscheidung führte zu einem der schönsten Shots des Films: McGregor liegt, mit dem Messer im Körper, grinsend in seiner Wohnung, und unter den Dielen, auf denen er liegt, ruht das Geld. „You’ve got to keep twisting with these thrillers right until the very, very last moment“, sagt Boyle. „Take your foot off the pedal and you quickly lose momentum.“

Es fällt schwer, der Überzeugung dieses Satzes direkt zu widersprechen. Wir alle mögen das, was Boyle als „Momentum“ bezeichnet. Den Drive, die Stoßkraft, den ein Film entwickelt, wenn er uns immer wieder überrascht. Gerade in Filmen, in denen es wie in Shallow Grave um Geld geht, Heist Movies also, ist es inzwischen fast schon eine Standardsituation, dass die Helden des Films, die häufig laut Gesetz die Schurken sein sollten, am Ende nur deswegen als Letzte lachen dürfen, weil sie die Gegenseite – und das Publikum – kurz vorher davon überzeugt hatten, dass ihr Plan doch noch schief gegangen ist. Der unsympathische Gegenspieler muss voller Arroganz triumphierend auf der vermeintlichen Beute sitzen und dann entsetzt feststellen, dass er doch gelinkt wurde – während die Helden in den Sonnenuntergang reiten. The Sting, Ocean’s Eleven, Fast Five. Wir lieben es, wenn ein Plan aufgeht.

Der „Convoluted Blockbuster“

In einem seiner großartigen Artikel hat der Film Crit Hulk vor kurzem das Zeitalter des „Convoluted Blockbuster“ konstatiert. Sein Stein des Anstoßes: „Blockbusters that get so so convoluted, so byzantine in their reveals that they alienate story-seeking audiences.“ Seine Hauptzielscheibe: Star Trek Into Darkness. Diese Filme, so der Hulk, simulieren Komplexität, indem sie den Zuschauer in immer neue Richtungen jagen und mit neu enthüllten Fakten konfrontieren, ohne dass dahinter eine tatsächliche Komplexität steckt, die auch entstünde, wenn der Film ohne Enthüllungen erzählt würde. (Ich stimme ihm zu, auch wenn ich den Film aus anderen Gründen trotzdem mochte.)

Schließlich gibt es noch das, was David Bordwell als „puzzle films“ bezeichnet. Filme, die in ihrer hochkomplexen Geschichte Hinweise für den Zuschauer verstecken, die sich der Zuschauer während des Zuschauens wie ein Puzzle zusammensetzen kann. Diese Filme laden zum wiederholten Sehen ein, weil der zweite Blick den Filter verschiebt, und Sehfreude daraus abgeleitet werden kann, dass man Puzzleteile früher oder anders identifiziert, als beim ersten Mal. Bordwell nennt als Beispiele Primer, Memento und Inception.

Mit all diesen Nomenklaturen und Theorien im Kopf stelle ich folgende Frage: Was zur Hölle soll dann Die Unfassbaren – Now You See Me für ein Film sein?

Zauberer sind Trickbetrüger

Da hatte irgendwann mal irgendjemand eine interessante Idee. Ein Heist-Movie mit Bühnenzauberern. Zauberer sind gut darin, Illusionen zu erschaffen, also sind sie, genau genommen, nicht so weit weg von Trickbetrügern. Richtig gute Zauberer könnten also problemlos ihre Zaubertricks dafür nutzen, Banken auszurauben – ihre Bühnenshow könnte als Front funktionieren, während sie hinterum ihre Gegner um ein paar Millionen erleichtern. Und um sie sympathisch zu machen, macht man sie zu Robin Hoods, denen es nicht ums Geld geht, sondern darum, als die besten Zauberer der Welt wahrgenommen zu werden. Diesen Film hätte ich wahnsinnig gerne gesehen.

Now You See Me ist nicht dieser Film. Das Hauptproblem ist, dass den vier knuffigen Hauptfiguren (siehe Bild) nicht die Kontrolle über ihr eigenes Schicksal zugestanden wird. Statt dass sie selbst ihre Heist-Tricks planen, existiert eine nebulöse Figur, die sie zusammenführt und alles für sie vorbereitet. Sie nutzen ihre Fähigkeiten nur noch, um Befehle auszuführen – mit der Aufnahme in einen Magischen Zirkel als Karotte, die vor ihrer Nase herumgebaumelt wird. Überhaupt geht es in dem Film eigentlich nicht um die drei jungen Zauberer-Helden (und Woody Harrelson) , sondern um die ältlichen Herren, die sie beobachten: Financier Tresseler (Michael Caine), Mythbuster Bradley (Morgan Freeman) – und natürlich um den knautschigen Polizisten, der sie jagt: Mark Ruffalo. Mélanie Laurent, die Ruffalos mysteriöse Interpolpartnerin spielt, ist ebenfalls nur eine Art Ablenkung.

Die Groteske beginnt

Das alles ist nicht einmal nur im übertragenen Sinne gemeint. Denn am Schluss (und jetzt beginnen natürlich die Spoiler) stellt sich heraus, dass die Polizei und alle, die ihr vertraut haben, nicht nur düpiert wurde und die Helden ihr Ziel erreichen konnten. Sondern dass der Polizist auch noch der mysteriöse Auftraggeber war. Er wollte seinen Vater rächen, der als Entfesselungskünstler tödliches Opfer eines schlechten Deals wurde. Also wurde er nicht nur ein großartiger Zauberer, sondern auch Polizist, arbeitete sich an eine Stelle empor, in der er auf einen Fall angesetzt werden würde, in dem die vier Zauberer-Diebe, die er selbst heimlich beauftragt hatte, die Gelegenheit bekommen würden, es denjenigen heimzuzahlen, die Schuld am Tod seines Vaters waren. Im Ernst.

Das ist grotesk. Und es muss dringend aufhören.

Nicht nur, dass durch diese Enthüllung jede einzelne der ellenlangen vorausgehenden 110 Minuten des Films null und nichtig geworden ist und sämtliche Plotpunkte und Finten auf den Kopf gestellt werden. (Als ich im Pewcast über den Film gesprochen habe, habe ich gemeint, er wolle Ocean’s Eleven sein, wäre aber eher Ocean’s Twelve, der mit seiner letzten Enthüllung quasi das gleiche macht. Der Unterschied, ist, dass Soderbergh dabei wenigstens grinst und die Zunge raustreckt, während Louis Leterrier versucht, noch eine tragische Backstory einzubauen.) Sondern dieser letzte Twist ist auch noch so behämmert und unfassbar (höhö) unwahrscheinlich, dass man sich als Zuschauer fragt, warum man sich den Film überhaupt angeschaut und irgendeine Art von emotionaler Energie investiert hat.

Als der Plan des Joker in The Dark Knight eine ganze Reihe von Unstimmigkeiten aufwies, über die man besser nicht zweimal nachdenken sollte, biss ich die Zähne zusammen und erfreute mich stattdessen an der Chaostheorie, die der Film damit transportieren will. Als Javier Bardem in Skyfall (Spoiler) erstaunlicherweise Monate vorher wusste, wie er sich gefangen nehmen lassen und fliehen musste, damit James Bond zu einem exakten Zeitpunkt an einem exakten Ort stand, wo ein verdammter Zug auf ihn fallen konnte, blinzelte ich zweimal und konzentrierte mich wieder auf Roger Deakins‘ schicke Bilder. Aber irgendwann ist mal genug.

Nur „Dallas“-Autoren machen sowas

Wenn Antagonisten jede Eventualität in ihren Masterplan einbauen können, werden Filme zu langweiligen, deterministischen Sermonen. Die Unfassbaren spielt genau nicht das titelgebende „Now You See Me – Now You Don’t“-Vexierspiel, sondern enthält uns eine Information (quasi ohne jeden Hinweis darauf) fast zwei Stunden lang vor, um sie dann ohne Sinn und Verstand aus dem Hut zu ziehen. Das ist kein „convoluted Blockbuster“ mehr, der während seiner Handlung ständig den Maguffin verschiebt, um aufregend zu bleiben – und auch kein „Puzzle Film“. Das ist das filmische Äquivalent des „Alles war nur ein Traum“-Endes von Geschichten, das mit Ausnahme von „Dallas“-Autoren kein Schreiber nach der Grundschule mehr benutzt. Und nicht mehr benutzen sollte.

Doch was ist mit dem Gedanken des „Keep Twisting“? Dazu sei gesagt: Eine Stellschraube an einer Feder, die unter Spannung steht, lässt sich fast endlos anziehen – aber eben doch nur fast. Irgendwann wird die Feder überdehnt. Und dann steht man eben nicht mehr mit bis zum Bersten aufgebauter Spannung da. Sondern nur noch mit einer hohldrehenden Schraube und einer kaputten Feder.


Die Unfassbaren – Now You See Me startet am 11. Juli in den deutschen Kinos.


Ergänzung, 11. Juli: Bernd Zywietz hat meinen Gedanken aufgegriffen und auf „Screenshot“ noch ein paar generellere Ausführungen dazu aufgeschrieben. Zurecht hält er mir vor, dass Danny Boyle mit Trance dieses Jahr anscheinend auch nicht gerade das glänzendste Beispiel einer guten Twist-Geschichte inszeniert hat. Ich habe den Film noch nicht gesehen (weil er in Deutschland erst schlappe fünf Monate nach dem GB-Start ins Kino kommt), aber ich befürchte Schlimmes, und ja, dann könnte man ihm die „Autorität“ in diesem Fall natürlich gut absprechen.

David Bordwell really is a sort of hero of mine. Not even that much for his work published in book form (although Film Art is pretty nifty) but especially for that really cool Blog he keeps. He recently published an eBook, which came out of a series of blog posts called „Pandora’s Digital Box“. I reviewed the book for epd film. You can read an English variation of the review here.

David came to give a talk on his web activities at my old university in Mainz today. He spoke mostly about his blog and the way it has changed his way of working, especially now that he is retired. He already wrote up most of the content of the talk about a year ago, in a blog post. New to me was that he puts about three days of work into each post. I regularly lament that so few German academics use blogging as a communicative tool, but I can somehow understand it, if I think about the work involved to create such a quality blog as David’s. (Still, come on!!!)

At the end of the lecture, I really wanted to get David’s autograph. But since „Pandora’s Digital Box“ is an eBook, he couldn’t really sign it for me. So instead, I asked him if he would sign my review in the magazine. And he did. I’m pretty sure Baudrillard would have appreciated this degree of meta-ness.

David Bordwell und Alexander Gajic in Mainz

Yeah, we kind of look like differently aged versions of each other – Looper?

Update: To read David’s account of the lecture and trip, click here.

I’m wearing a t-shirt by 65daysofstatic. Consider them plugged!

A great cultural upheaval like the digitisation of cinema may tempt academics to bury it under a heap of ontological theory. This makes it all the more refreshing that it is an academic of all people, who has now published one of the most grounded accounts of the topic.

The American film studies guru David Bordwell, wo renewed the popularity of formalist film analysis in the 80s, first approached the digital changeover in a series of blog entries, which he has now assembled and reworked in a compact eBook for Sale on his site. With a real reporter’s spirit, Bordwell set out to learn about the changes on the very scenes they happened – in arthouses and multiplexes, with organizers of film festivals and overseers of film archives.

Especially these last two chapters allow for surprising insights into the work of institutions that even cinephiles rarely get to see the other side of. Bordwell describes the almost insurmountable chaos of formats in the booth of a festival projectionist, as well as the enormous effort, the costs and problems with data compatibility that figure in the digital storage of movies. All this, the Wisconscin professor enriches with journalistic background knowledge; he describes the institutional and economic history of the changeover without any frills and sketches the moves and motivations in the big business of film, or in this case – as the subtitle of the book makes clear – files.

Bordwell avoids choosing a clear side in the ongoing debate – even if his affection clearly rests with celluloid, or rather: acetate. As he points out in the introduction, he feels mostly excited about the fact that as a film historian, he finally gets a chance to witness a historic paradigm shift first hand. Istead of just reconstructing the details and the feel of such a change after the fact through a series of educated academic guesses, he enjoys being right in the middle of it – as a sort of embedded student of cinema. And he succeeds outstandingly.

„Pandora’s Digital Box: Films, Files and the Future oF Movies“ is available for $3.99 from davidbordwell.net.

A different, German version of this review appeared in epd film 7/2012.

Hell

Hell, gedreht mit der Red One MX Kamera – Bild: Paramount

Mein Kollege und Freund Bernd Zywietz (Blog) hat mich angeheuert, um einen längeren Beitrag für ein Projekt zum aktuellen deutschen Film zu schreiben, das demnächst das Licht der Welt erblicken soll (Details nenne ich sicherheitshalber hier vorerst nicht).

Mein Thema wurde mir grob mit „Digitalisierung“ umrissen. Wie genau ich an dieses Thema herantreten will, ist mir überlassen. Da ich hauptsächlich wegen des erwarteten Ruhms zugesagt habe, habe ich mich entschieden, diesmal einen etwas anderen Weg zu gehen, als den gewohnten.

Ich bevorzuge es in der Regel, Struktur und Inhalt eines Artikels gänzlich mit mir selbst auszumachen und daran im stillen Kämmerlein meines Köpfchens so lange herumzuschrauben, bis das Werk „fertig“ ist, also bereit ist, in Buchstaben gegossen zu werden.

Herausgefordert durch Menschen wie Jeff Jarvis will ich dieses Mal einen etwas offeneren Prozess versuchen, in dem ich meine Ideen und meinen Fortschritt in diesem Blog offenlege und zur Diskussion freigebe.

Mir ist klar, dass – mit den wenigen Lesern, die mein Blog hat – und angesichts der 90-9-1-Pyramide, das Feedback wahrscheinlich eher klein ausfallen wird, aber man kann es ja mal versuchen. Wer weiß, was passiert. Vielleicht passiert auch nichts.

Mein momentanter Stand ist, dass ich mir überlegt habe, den Weg eines Films von der Produktion bis zur Kinoauswertung zu verfolgen und auf jedem Schritt des Weges zu überprüfen, wie stark die digitale Technik dort bereits dominiert (oder nicht) – in einer Mischung aus Interviewstatements und Fakten, die ich aus anderen Veröffentlichungen zum Thema ziehen will. Als sehr inspirierend empfand ich in dieser Hinsicht David Bordwells Blogserie Pandora’s Digital Box, die einen ähnlichen Weg wählt.

Ich fange mit der Produktionsseite an. Heute habe ich mehrere Filmschulen, die deutsche Produzentenallianz und zwei Dokumentarfilmer angeschrieben und um Interviews gebeten. Diese Woche nehme ich mir die letzten zwei Jahrgänge des „Filmecho“ vor und suche Artikel zum Thema. Wenn ich mich auf dem Produktionsterrain sicher fühle, ist die Postproduktion und Auswertung dran.

Klingt das sinnvoll? Ich werde (hoffentlich) in Blogeinträgen von meinem Fortschritt berichten, gesammelte Ideen in den Raum werfen und auf Feedback hoffen (das dann später im Artikel durch Nennung gedankt wird). Wenn jemand jetzt schon etwas beitragen will, immer her damit. Was immer hilft ist auch: weitererzählen, vielleicht landet das work in progress so bei jemandem, der etwas dazu beitragen möchte.